Über diesen Satz könnte man wahrscheinlich ganze Romane schreiben. Eigentlich als Begrüßung gedacht, kann dieser Satz wohl Welten öffnen. „Wie geht’s?“ wird man hier ständig und überall gefragt. Im Supermarkt an der Kasse: „Wie geht’s? Hatten Sie einen schönen Tag? Schönen Abend noch.“ Auf Campingplätzen, im Park, auf der Straße, am Strand, … Man kann kurz und bündig mit “Danke, sehr gut“ antworten oder sich auf ein längeres Gespräch einlassen, indem man gegen fragt „und dir?“ und schon ist man im Gespräch. Mit diesem kurzen Satz lassen sich Barrieren überwinden. Es gibt mit Sicherheit keinen Australier, der nicht diesen Satz fragt, wenn er dich trifft (auch wenn er dich zum ersten Mal sieht). Man kommt ins Gespräch, erzählt sich einiges über tolle Plätze und fragt nach Ratschlägen, wenn man ein Problem hat und plötzlich kennt der Vater des Freundes den Cousin des Onkels und schwupps hat man einen Kontakt geknüpft und weiß, wo man als nächstes übernachten oder sein Auto reparieren lassen kann. Man braucht keine Hemmung zu haben, selbst diesen Satz zu verwenden, auch wenn es für uns etwas fremd ist, unbekannte Personen nach ihrem Wohlergehen zu fragen. Es wird sicher nicht vorkommen, dass man eine Antwort wie „was geht Sie das an?“ oder „kennen wir uns?“ bekommt, wie es einem befreundeten Ehepaar in Deutschland passiert ist. Es mag Leute geben, die diesen Satz als oberflächlich abwerten. Aber mal ehrlich: lieber oberflächlich freundlich, als tiefgründig unfreundlich.
Sonntag, 21. November 2010
Coral Bay
Als wir hier ankamen, wurden wir von einem Australier mit den Worten „another day in paradise“ begrüßt, was es schlicht weg auf den Punkt bringt. Wir haben schon so oft gedacht, dass die Schönheit der Landschaft nun nicht mehr zu toppen ist, aber immer wieder gelingt es der Natur, uns staunen zu lassen. Coral Bay ist eine kleine Bucht am Ningaloo Reef. Es ist auf der Karte als kleiner Ort eingezeichnet. Dieser besteht aus einer Straße, die direkt zum Strand führt und von einem Café und einem Tante-Emma-Laden gesäumt wird. Auf einem Spaziergang am Strand entlang kann man Rochen und Riff-Haie sehen. Um ganz ehrlich zu sein gehen mir langsam die Worte aus, um die Faszination zu beschreiben (und ich bekomme kein Geld von irgendeinem Reisemagazin).
Time for Turtles
Zwischen November und Januar kann man sehen, wie die Schildkröten an den Strand kommen um ihre Eier im Sand zu vergraben. Natürlich gibt es gewisse Regeln, die man einhalten muss, um sie nicht zu stören (Schildkröten gehören zu den vom Aussterben bedrohten Arten). Von den sieben Schildkröten-Arten weltweit gibt es 3 am Nord-West-Kap Australiens. Die weiblichen Schildkröten kriechen an Land und graben ein Loch, in das sie ihre Eier ablegen. Dann kriechen sie zurück in den Ozean und damit ist ihre Rolle als Mutter beendet. Sie gehen nicht nochmal zurück, um nach den Nachkömmlingen zu sehen. Nach 8 bis 12 Wochen schlüpfen die Schildkröten. Je nach Temperatur des Sandes entwickeln sich weibliche (über 29°C) oder männliche (unter 29°C) Schlüpflinge. Das ist also der Grund, warum Frauen ständig frieren. Nun beginnt ein Überlebenskampf, denn die Jungen müssen es schaffen, den Ozean zu erreichen, bevor Möven, Füchse und andere Gefahren (z.B. Menschen) sie erspähen. Im Wasser angelangt, ist es immer noch gefährlich, als Fischfutter zu enden. Nur eine von 1000 Schildkröten erreicht das Stadium, das als „ausgewachsen“ gilt. Das Turtle-Centre gibt viele lehrreiche Hinweise zum Leben der Schildis und führt einen auch zu einem speziellen Punkt, von wo aus man angeblich am besten die Tiere beobachten kann. Wir waren da, haben alle Regeln befolgt (also ohne Blitzlichtkamera oder Taschenlampe, leise, möglichst nicht schnell bewegen usw.) und haben keine Schildkröte am Strand gesehen. Wahrscheinlich ist das der Zweck des Turtle-Centres, alle neugierigen und sensationssüchtigen Touris an einen bestimmten Ort zu locken, an dem es keine Schildkröten gibt, um sie vor den Blitzlichtgewittern zu schützen und somit vorm Aussterben zu bewahren. Richtig so.
Der Cape Range National Park
Der Cape Range National Park bildet etwa ein Drittel der Nord-West-Kap Halbinsel. Wenn man hierher kommt um in den Schluchten zu wandern und in den Dünen zu campen, kann man vergessen, dass die Erde eine Kugel ist. In der Yardie Schlucht kann man die seltenen Schwarzfußfelskängurus sehen. Angeblich gibt es nur 40 von ihnen hier. Keine Ahnung, wie sie diese zählen. Wir haben keine Nummern aufgestempelt gesehen. Rosakakadus in den Bäumen, Kängurus neben dem Frühstückstisch und Emus überall in der Umgebung und auf der Straße geben einem wirklich das Gefühl in der Natur zu sein. Der Charles Knife Canyon bietet fantastische Ausblicke über die gesamte Halbinsel.
Das Ningaloo-Reef
Der Ningaloo Marine Park ist ein 250km langer Küstenstreifen an der Nord-West-Kap Halbinsel. Das Riff ist teilweise nur wenige Meter vom Strand entfernt. Man kann also wunderbar direkt vom Ufer aus ins Wasser gehen zum Schnorcheln und sieht Korallen und viele Meerestiere, unter anderem Schildkröten, Manta-Rochen, Walhaie und jede Menge verschiedener Fische (die im Übrigen wirklich so farbenfroh leuchten wie bei „Findet Nemo“). Der Walhai ist der größte Fisch der Welt (bis zu 13m Länge) und das Ningaloo Reef ist der einzige Ort weltweit, der jedes Jahr zur selben Zeit von Walhaien besucht wird um Plankton und kleine Fische zu fressen. Also einmal ordentlich in die Taucherbrille spucken und los geht’s. Gigantisch.