„Das ist das Land Gottes. Fahre nicht hindurch als wär’s die Hölle.“ So begrüßte uns ein Schild gleich am ersten Tag auf Tasmanien und es trifft den Sachverhalt sehr gut. Hügelige Landschaft, weit und breit Wälder in saftigem Grün, Stille und nur das Rauschen des Windes oder des Meeres machen Tasmanien zu einer Perle Australiens.
Auf Wanderungen trifft man mehr Tiere als Menschen. Man kann tatsächlich tagelang mehrere Stunden wandern ohne ein Lebewesen auf zwei Beinen zu treffen. So kann man die Natur genießen und seinen Gedanken nachhängen. Man erschreckt sich richtig, wenn dann plötzlich wirklich mal ein Wanderer im Wald entgegenkommt. Wallabys, Echidnas – die sehen aus wie eine Mischung aus Nasenbär und Igel, Schlangen und eine Vielzahl an Vögel sind die Begleiter auf der Tour durch Berge und Wälder. Außerdem kann man die Huon-Kiefer und die Pandanni-Bäume bestaunen. Die Huon-Kiefer wächst extrem langsam und gehört zu den weltweit ältesten Bäumen. Bis zu 3000 Jahre kann sie alt werden. Die Pandannis gibt es nur in Tasmanien. Sie erinnern an Palmen, die wir beim Gärtner kaufen und mühevoll groß ziehen (und den Nachbar verfluchen, der sie während unseres Urlaubs nicht richtig gegossen hat) und stehen hier in Hülle und Fülle in den Wäldern.
Betrachtet man die Tatsache, dass es in Tasmanien durchschnittlich nur 30 Tage im Jahr gibt, an denen die Sonne scheint und der Himmel wolkenlos ist oder anders ausgedrückt, es nur einen von zehn Tagen gibt, an dem es nicht regnet, hatten wir unheimliches Glück. Wir waren 14 Tage in Tasmanien und an 12 Tagen hatten wir Sonnenschein pur.
Dass Tasmanien zum Festland gehört hat, ist schon viele, viele Millionenjahre her. Nun hat sich das Meer seinen Weg gebahnt und man benötigt mit der Fähre 10 Stunden um die Insel von Melbourne aus zu erreichen. Dazu muss man durch die Bass Strait fahren, die oft sehr stürmig ist und hohe Wellen schlägt. Der Mitarbeiter hat auf unsere Frage, ob es wohl sehr schaukeln wird, geantwortet: „Nein, das Wetter sieht gut aus und die Fähre ist für 10m hohe Wellen bestens geeignet.“ Na dann. Vorher hörten wir noch folgende Geschichte einer Freundin aus Melbourne. Ihr 4-jähriger Neffe kam strahlend vom Schiff, hielt stolz eine Papier-Tüte in die Höhe und sagte: „Alle mussten sich übergeben, außer Papa, und das ist seine Tüte! Nicht benutzt!“ Wir waren also auf das Schlimmste gefasst. Und wie es immer ist im Leben, wenn man auf etwas gefasst ist, bleibt es aus. Uns blieben die 10m hohen Wellen und das gemeinschaftliche „Über-die-Reling-hängen“ zum Glück erspart.
Die Benutzung der Fähre ist eine Erfahrung für sich. Es gibt einen langen Check In, der ungefähr so abläuft:
K (Kontrolleur): Hallo, wie geht’s? Schönes Wetter heute, nicht war. Wunderschön.
W (Wir): Hallo, danke gut. Ja tolles Wetter.
K: Haben Sie Obst und Gemüse dabei?
W: (darauf waren wir natürlich vorbereitet)Ja, aber das essen wir auf bevor wir in Tasmanien sind.
K: Sehr gut. Haben Sie Benzin dabei?
W: (darauf waren wir nicht vorbereitet)Ja, wieso? 25l im Ersatzkanister.
K: Das dürfen Sie nicht mitnehmen. Tut mir leid. Bitte dort entsorgen. Haben Sie Alkohol dabei?
W: (Wir wechselten Blicke, in denen wir überlegten, ob wir nun die Wahrheit sagen sollten. Wir entschieden uns schweren Herzens für die Wahrheit.) Ja, aber müssen wir den wirklich auch wegschmeißen?
K: Sehr gut, dass ihr welchen dabei habt. Der ist nämlich schweineteuer in Tassie.
Ist man dann schließlich durch alle Kontrollen durch und auf der Fähre angekommen, dauert es ca. eine Stunde bis man sich so in etwa orientieren kann. Es handelt sich wirklich um ein Riesenschiff mit allem möglichen Schnickschnack: Bars, Restaurants, Casino, Pool, Touristeninfo, Kino, Shops, Vortragsrunden über Tasmanien, und und und. Erinnert ein bisschen an den Film „Titanic“. Es gab auch eine Band, die bis zum Schluss gespielt hat. Unser Schluss ist zum Glück besser ausgegangen.
Dass man auf Tasmanien hervorragend wandern kann, hatte ich wohl schon ein- oder zweimal erwähnt, muss es aber nochmal betonen. Wir haben zum Beispiel den Leven Canyon, die Walls of Jerusalem, die Mount Field Tarn Shelfs, den Cradle Mountain und den Mount Roland unsicher gemacht. Gut, zugegeben, hat der Mount Roland eher uns unsicher gemacht. Dieser 1233m hohe Gipfel war gut zu erreichen und bietet eine unglaubliche Aussicht. Bei guter Sicht kann man Südamerika sehen. Ok, das war australisch. Die Australier haben einen Hang zum Über- oder Untertreiben. Für den Rückweg hatten wir uns für eine Abkürzung entschieden, die dann letztendlich aber keine war. Stattdessen ging es durch Flüsse, über Geröllhänge und umgefallene Bäume steil bergab und wir kamen auf der völlig anderen Seite des Berges heraus. Zum Auto wären es dann nochmal ca. 3 Stunden Fußweg entlang einer Straße gewesen und es wurde bereits dunkel. Das sind dann die Momente, in denen einem völlig gleichgültig wird, wie gefährlich per Anhalter Fahren sein kann und der Daumen wandert automatisch beim ersten Auto nach oben. Ich denke, ich muss nicht erwähnen, dass das erste Auto gleich angehalten hat, denn wir sind ja immer noch in Australien. Obwohl er eine völlig andere Richtung hatte, hat uns der nette Herr zu unserem Auto gefahren.
Man kann auf Tasmanien wunderbar in freier Natur campen, z.B. am Gowrie Park am Fuße des Mount Roland. Dort gibt es dann Feuerstellen, die man gut zum Kochen nutzen kann, wenn man es denn schafft, ein Lagerfeuer am Leben zu erhalten oder überhaupt erst zum Leben zu erwecken. Wir haben uns manchmal gefragt, wie die vielen Buschfeuer hier entstehen, denn wir mussten manchmal 2 Stunden lang zündeln bevor überhaupt mal so ein kleines Ästchen Feuer gefangen hat.
Den Tasmanischen Teufel haben wir nur ausgestopft, auf Bildern und in der Dämmerung ganz schnell über die Straße rennen gesehen. Aber eins ist sicher: er ist nicht rot und hat keine Hörner und keine Mistgabel in der Hand. Er lebt aber noch, auch wenn seine Population zurück geht bzw. viele Tiere von einer Gesichtskrebserkrankung befallen sind. Der Tasmanische Tiger (ein hundeähnliches gestreiftes Tier) hingegen wurde seit 1936 nicht mehr gesehen. Der letzte gefangene Tiger starb 1936 im Zoo von Hobart. Gerüchten zufolge lebt er noch in der Wildnis Tasmaniens. Auf jeden Fall eine schöne Geschichte für’s Lagerfeuer (wenn man denn eins hat).
Muss man mal seine Knochen ausruhen, z.B. wenn man sich zu oft für eine Abkürzung entschieden hat, bietet Tassie tolle Möglichkeiten für eine Schlemmertour. Dabei fängt man am Besten bei der Käserei an und kostet sich durch die 137 Sorten. Weiter geht’s mit Lachs, dann zum Honig und zur Himbeerenfarm. Überall gibt’s Kostproben und am Ende des Tages hat man eine volle Tüte Leckereien. Trotz der Tatsache, dass wir ja aus dem Land der Biere kommen und Gutes gewöhnt sind, muss man sagen, dass die Biere von Tasmanien durchaus trinkbar sind. Das „Cascade“ aus Hobart im Süden und das „Boag’s“ aus Launceston im Norden können sich sehen lassen. Die Australier wissen die deutschen Biere sehr zu schätzen. Immer, wenn wir sagen, dass wir aus Deutschland sind, bekommen wir zur Antwort: Oh, exzellent, aber unsere Biere sind auch nicht ganz schlecht.
Es ist wirklich das Land Gottes …
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