Der Uluru! Der heilige Monolith. Das Wahrzeichen Australiens wartet auf uns (und auf 1500 andere Besucher am Tag). Nach 6 Monaten hier in Australien treten wir nun die Reise in diese Richtung an. Aber, vorher heißt es noch einige Kilometer fahren. Muss ja verdient sein. Diese einigen Kilometer sind genau genommen 3100. Die ersten 1900km davon durch die berüchtigte Nullarbor Plain. Dass sie berüchtigt ist, schlussfolgern wir nur daraus, dass jeder, dem wir von unseren weiteren Reiseplänen erzählen, wie folgt reagiert: „Wuha … ihr wollt durch die Nullarbor. Aha. Wie alt ist euer Auto? Aha. Hm. Was war schon alles kaputt? Ah ja, hm. Na dann viel Glück.“
Vollgetankt und mit genügend Vorräten geht es los. Vorbei an Grasbüschel in unterschiedlichen Höhen und vertrockneten Bäumen und schließlich wieder Grasbüschel. Alles in allem sehr sehenswert. Straßenschilder sind sogar so sehenswert, dass es sich lohnt anzuhalten und ein Foto zu machen. Diese Schilder sind auch sehr informativ. So erfährt man zum Beispiel, dass man sich gerade auf einem Abschnitt befindet, der auch als Notlandebahn für Flugzeuge der „Royal Flying Doctors“ genutzt wird. Abenteuerlich. Aber außer der Reifenspuren unserer Vorgänger beim Ausweichmanöver haben wir keinen Beweis dafür, also kein Flugzeug entgegenkommen sehen. Desweiteren lernt man, dass hier auch neben Kängurus, Kamele und Wombats auf der Windschutzscheibe landen können. Kamele haben wir tatsächlich auch gesehen. Muss ja nicht auf der Windschutzscheibe sein. Wenn man hier so tagelang Stunde um Stunde fährt, hat man ja ein paar freie Minuten um sich Gedanken zu machen. Zum Beispiel darüber, wie ein Mensch auf die Idee kommen kann, mitten im Nichts loszuwandern und trotz der Tatsache, dass nach dem Nichts noch mehr Nichts kommt, weiter zu wandern. Und das Ganze Tag um Tag, Monat um Monat. Und dann zu entscheiden, hier könnte man doch eine Straße durch bauen. Nämlich den Eyres Highway, auf dem wir nun also unterwegs sind. Danke John Eyre.
Nach 4 Tagen Fahrt und heiß gelaufener CD-Sammlung - Whitney Houston und Co. können wir nun textsicher mitschmettern – gibt es einen Zwischenstopp in Port Augusta um alle Reserven wieder aufzufüllen. Wir mussten ja schließlich wieder an der Quarantäne-Station beim Übergang von Western Australia nach South Australia unser gesamtes Obst und Gemüse aufessen oder wegschmeißen. Wir haben uns natürlich für ersteres entschieden. Für die Mathe-Köpfe unter uns: wir brauchten 4 Tage, weil wir nur 80km/h fahren! Gut gerüstet geht es auf den Weg für die nächsten 1200km. Die Richtung ist immer noch der heilige Uluru (bei so einer langen Fahrt kann man das schonmal vergessen). Diese Strecke ist wesentlich abwechslungsreicher. Sie folgt nämlich der Bahnstrecke des Ghan, sodass man mindestens einmal am Tag einen Zug sieht! Und dann sind das noch Güter-Züge mit bis zu 100 Waggons (wir hatten gerade kurz Zeit, diese zu zählen). Da hat man richtig was zu gucken. Dieser Highway heißt nun Stuart Highway und gilt als Explorer’s Way. Genau. Er folgt der Route des Entdeckers John McDouall Stuart. Der erste Europäer, der den Kontinent von Süd nach Nord durchquert hat.
Gut, dass wir folgenden Abschnitt unseres Reiseführers erst gelesen haben, als wir schon unterwegs waren: „Ob von London nach Moskau oder von Perth nach Adelaide – kilometermäßig ist das kein großer Unterschied. Der 2700km lange Eyre Highway verläuft durch den südlichen Zipfel der großen Nullarbor Plain. Wahrscheinlich wollen viele Reisende die Ebene nur deshalb durchqueren, um sich zu beweisen, dass sie es schaffen. Wer sich auf den Weg macht, sollte sich auf eine fast meditative Fahrt einstellen. Man braucht tagelang und einen verdammt großen Vorrat an Wasser und jede Menge CDs … Outback Rettungsdiensten sollte man einen riesen Gefallen tun und ein paar simple Vorsichtsmaßnahmen treffen, wenn man sich in diese Ecke begibt…“
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