Mittwoch, 11. August 2010

DIE FREUNDLICHKEIT DER AUSTRALIER




Zugegeben, bevor ich hierher kam, haben mir viele Leute, die schon in Australien gewesen sind, gesagt, dass die Australier sehr nett sind. Ich habe gedacht „OK, Danke und Bitte können wir schließlich auch sagen oder anderen die Tür aufhalten“. Aber das ist damit wirklich nicht gemeint. Man kann sich kein Bild davon machen, was die Freundlichkeit bedeutet, wenn man es nicht vor Ort erlebt. 2 Beispiele als Versuch, die Freundlichkeit zu beschreiben: Eines schönen Tages in erwartungsvoller Fahrt mit unserem neu erworbenen Van lief unser Motor heiß (so wie sich das für einen ordentlichen Van gehört) und wir hielten am Straßenrand. Ich bin mir nicht sicher, ob es 2 oder 3 Minuten waren und schon stand ein Mann vor uns, ob er uns helfen könnte. Nachdem wir ihm unser Problem geschildert haben, ist er los gefahren, um Werkzeug und Wasser zu holen (wir dachten erst: ok, der kommt nicht wieder) und schon stand wieder ein Mann bereit um uns zu helfen. Letztendlich haben uns beide Männer das Auto repariert. Ok, für die Skeptiker, die jetzt sagen, dass das daran lag, dass das liegen gebliebene Auto von 2 Frauen begleitet wurde, hier das zweite Beispiel. Letztes Wochenende fuhren wir in das malerische Kangaroo Valley (ich habe dort übrigens nicht ein einziges Kangaroo gesehen). Das Tal liegt wunderschön im Hinterland der Ostküste, südlich von Sydney. Die Fahrt führte uns durch Regenwälder, Felsen, verschlafene Dörfer, Weideland, Flussbetten und an Wasserfällen vorbei. Sehr idyllisch. Das Dorf macht den Eindruck, 1920 stehen geblieben zu sein. Ein tolles Bild. Wenn man dann aber schließlich einmal aus dem Staunen über die Postkarten-Motiv-Landschaft herausgekommen ist und alle Fotos gemacht sind, kann die Zeit in einem 50-Seelen Dorf mit einer geschlossenen Bäckerei und einem Kramerladen bis zum Abend ganz schön lang werden, vor allem bei 5°C. Um uns diese Zeit zu vertreiben, haben wir angefangen, mal unser Vorzelt zum Van auszuprobieren und aufzubauen. Plötzlich sprach uns eine Passantin an, ob wir hier übernachten wollten und nein, sie hat uns nicht gesagt, dass das hier nicht erlaubt ist, sondern uns direkt zum Kaffee eingeladen und uns Decken für die Nacht gegeben. Nicht dass das schon genug wäre, hat sie uns noch einen Gas-Kocher geschenkt und uns am nächsten Morgen zum Frühstück eingeladen. Unglaublich. Sie ist selbst vor 50 Jahren von Deutschland nach Australien gekommen, mit dem Schiff und ohne ein Wort Englisch zu können! Am Abend eines solchen Tages nimmt man sich dann immer vor, an seiner eigenen Freundlichkeit zu arbeiten.

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